SILBERGESCHMÜCKTE STEPHANIE POHL WIEDER DAHEIM

SILBERGESCHMÜCKTE STEPHANIE POHL WIEDER DAHEIM

(Bild: 1/2)

Im kolumbianischen Cali hat Stephanie Pohl vom RSC Cottbus den größten Erfolg ihrer Sportlaufbahn gefeiert. Fuhr doch die 26-jährige beim Punktefahren auf den Silber-Rang, nur drei Pünktchen hinter der Weltmeisterin Amy Cure aus Australien. Was aber für die Mutter der vierjährigen Nele überhaupt kein Grund war, wegen des so knapp verpassten Regenbogentrikots etwa traurig zu sein. So gab es bei der Heimkehr ins ländliche Kunersdorf eine spontane Party mit der Familie, den Nachbarn, den Sportfreunden vom RSC, dem LKT-Team  und den Fußballern der SG Fichte …

Mittendrin im Kreis bei den vielen Gratulanten für den Wochenkurier Georg Zielonkowski, der das folgende Gespräch führte …


Haben die 33 Stunden des Rückfluges über Bogota und Madrid ausgereicht, um zu realisieren, dass Sie bei der WM von in Cali Silber gewonnen haben?

St.P.: Na ehrlich, so ganz habe ich das immer noch nicht realisiert. Das wird auch noch ein paar Tage dauern. Aber ich erinnere mich, wie ich nach dem Punktefahren völlig ausgepowert meinem Trainer in die Arme gefallen bin und geheult habe. Die Knie waren so weich, so dass ich ihn immer wieder gebettelt habe, er soll mich noch einen Moment festhalten. Selbst auf dem Siegerpodest hatte ich Sorge umzufallen, auch da musste ich mich mächtig zusammenrissen.

 

Das hört sich ja nach einem hammerharten Wettkampf an ..

St.P.: Beim Scratch war es noch nicht so optimal und deshalb dachte ich mir vor dem Punktefahren, das jetzt ja bitteschön was passieren muss. Obwohl ich ja an die Bahn in Cali keine so tollen Erinnerungen hatte. Weil ich dort vor drei Jahren schwer gestürzt bin. Aber das konnte ich ausblenden. Dann im Wettkampf waren die ersten 20 Runden bissel träge. Dann ist eine Gruppe ohne mich raus gefahren, da musste ich hinterher. Und von da ging es los, der Knoten war geplatzt. In der Endphase wusste ich wirklich nicht, auf welchem Platz ich bin, ich wollte nur aufs Podium. Da hab ich alles reingelegt. Und das bei der wenigen Luft, die man oberhalb von 2000 Metern hat, das war alles schon ziemlich heftig. Aber ich wusste von mir, dass ich mich quälen kann, speziell wenn ich merke, dass bei den anderen das Limit erreicht ist. Und das war gut so.

 

Und all das, obwohl ja die Vorbereitung nicht so gradlinig verlaufen ist …

St.P.: Nach dem Weltcupsieg war ich eigentlich ganz gut drauf und habe mir schon was ausgerechnet. Und dann hat uns der Verband ja die Katar-Rundfahrt gestrichen, deshalb sind wir für eine Woche nach Mallorca gegangen. Mit meiner Schwester bin ich dort natürlich ganz viel Rad gefahren und meine Mutti hat unterdessen auf mein vierjähriges Töchterchen Nele aufgepasst. Abends waren wir in Familie, haben Karten gespielt, am Meer gesessen. Ich glaube, das war genau die richtige Ruhe vor dem WM-Sturm.

 

Und hier in Kunersdorf nur Minuten nach der Heimkehr läuft auch alles wieder sehr familiär ab …

St.P.: Das ist auch das was ich brauche. Auch deshalb sind wir vor knapp drei Jahren hier her aufs Dorf und haben hier einen ganz alten Bauernhof gekauft. Auf dem wir zwar viele Jahre noch zu tun haben werden, aber wir genießen die Nähe zu den Leuten. Mein Lebensgefährte Michael hat mit den Nachbarn morgens um 3.00 Uhr meinen Wettkampf im Internet gesehen. Heute sind auch wieder viele von denen hier, die Fußballer von „Fichte“ haben gratuliert, der RSC mit Präsident Bernd Kühner ist hier. Auch „Paule“ Blochwitz und Michael Müller vom LKT-Team sind dabei. Denen haben wir viel zu verdanken, denn durch ihre Unterstützung konnten wir eben Mallorca machen. Da sind wir alle sehr dankbar. Auch meine Familie, die mich doch immer so toll unterstützt. Auch heute sidn die Omas und Opas hier auf dem Hof, die Nachbarn haben die Brötchen geschmiert, die Suppe gekocht, den Grill angefeuert. Ich bin einfach nur glücklich hier draußen auf dem Dorf.

 

Bis wann reicht das Glück?

St.P.: Erst einmal mit Sicherheit zwei Wochen. Eigentlich wollten wir in diese Zeit das Zimmer oben im Dachgeschoss für Nele ausbauen. Aber mein Micha war so fleißig, als ich in Cali war, da ist jetzt alles fertig. Als ich das gesehen hab, sind mir schon wieder die Tränen gelaufen, wie bei den vielen Gratulationen hier auf dem Hof auch schon. Aber wir haben nun Zeit für uns und wollen nur noch alles miteinander genießen. Mit Silber am Hals ist das alles noch zig mal schöner …

Text und Foto: Georg Zielonkowski